Es klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Sachen Akzeptanz von Vätern in Elternzeit. Was ist zu tun?
Teil 2 der Serie: Was der Arbeitgeber für bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf tun kann.
Leider ist es immer noch häufig so, dass der große Teil der Elternzeit und der Care-Arbeit von den Müttern dieser Welt erledigt werden, obwohl sich da in den letzten 10-15 Jahren große Veränderungen ergeben haben, keine Frage. Über 70% aller Väter geben laut „Väterreport 2018“ des Bundesfamilienministerium an, dass sie sich bei der Betreuung und Erziehung ihrer Kinder mehr beteiligen möchten, als die eigene Vätergeneration das getan hat. Deutlich wird in diesem Report aber auch, dass nur ein trauriger Anteil von 14% aller Familien mit Kindern in einem komplett gleichberechtigten Modell bezüglich des Jobs und der Kinderbetreuung und Erziehung leben. Hier klafft eine große Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Hört man sich im Bekanntenkreis um, nimmt in vielen Fällen die Mutter 12 Monate Elternzeit, manchmal der Vater noch die 2 zusätzlichen Monate, die es obendrauf gibt, wenn beide Partner Elternzeit nehmen. Auch diesen Eindruck unterstützen die offiziellen Zahlen, nachdem gut ein Drittel aller Väter ihre Elternzeit nehmen und davon nochmal 72% eben nur diese zwei Monate, nicht mehr. Als Grund dafür wird nicht selten die Angst vor beruflichen Nachteilen oder Einkommensverlusten angegeben.
Er ist immer noch weit verbreitet: der mangelnde Rückhalt des Arbeitgebers gegenüber Vätern, die mehr Elternzeit nehmen möchten. Über alle Branchen hinweg halten es viele Vorgesetzte und Kollegen für „unüblich“, wenn der Mann in Elternzeit geht. Sollen es dann noch mehr als die zwei „Vätermonate“ sein, hört das Verständnis oft ganz auf. Für einen Vater ist es also deutlich schwieriger, mit dem Wunsch nach längerer Elternzeit gehört und vor allem anerkannt zu werden, als für eine Mutter.
Spannend ist hierbei, dass die Wahrnehmung in Bezug auf die Familienfreundlichkeit in Unternehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine Lücke aufweisen. Laut „Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2019“ schätzen Unternehmen sich selbst familienfreundlicher ein als sie von ihren Mitarbeitern eingeschätzt werden. Als Grund hierfür wird unter anderem mangelnde Kommunikation innerhalb der Unternehmen angegeben. Außerdem fehlen Vorbilder. Gehen schon auf Angestelltenebene eher wenige Väter in Elternzeit, dünnt es sich in Richtung obere Führungsetagen so stark aus, dass es hier quasi keine Vorbilder gibt. So zeigt sich, dass es trotz geschaffener rechtlicher Voraussetzungen vor allem an der Unternehmenskultur liegt, ob ein Vater Elternzeit für dich beansprucht oder nicht.
Daraus folgt, dass besonders der Arbeitgeber in seiner internen Kommunikation und seiner Unternehmenskultur gefragt ist! Wir würden uns wünschen, dass ein Klima geschaffen wird, in dem sich jeder Mann (zu)traut, so viel Elternzeit zu nehmen, wie er und seine Familie möchten und brauchen. Doch dafür braucht es Offenheit von Seiten der Unternehmen. Es muss eine Kommunikationskultur geschaffen werden, in der es nicht toleriert wird, dass Väter von Kollegen oder gar Vorgesetzten schräg angeschaut werden, wenn sie mehr für ihre Familie da sein möchten. Es braucht Vorbilder, die von Unternehmensseite aus besonders unterstützt werden, an denen gezeigt wird, dass es eben keinen Karriereknick bedeutet, auch für seine Kinder da sein zu wollen. Ein offener Dialog zu diesem Thema und die Ermunterung dazu, dass auch Väter diese Zeit für sich und ihr Kind nehmen dürfen und sollen, kann von Arbeitgeberseite aus Wunder bewirken. Genauso wie eine konsequente Linie, sollte unter Kollegen ein intolerantes Verhalten auftreten. Nur durch solche Maßnahmen kann der Arbeitgeber echte Vereinbarkeit und Gleichberechtigung in der Care-Arbeit fördern.
Lösungen für Unternehmen gibt es hier: Tools für familienfreundliche Führungskräfte und Arbeitgeber